25.11.2021

Vergewaltigungsmythos #1

«Wenn du trinkst, bist du selbst schuld.»

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Nur weil jemand getrunken, geflirtet oder jemanden geküsst hat, ist es keine automatische Einwilligung zu Sex. Opfer von sexualisierter Gewalt tragen nie eine (Mit-) Schuld, dass es zum Übergriff kam. Die Verantwortung für die Tat liegt immer und allein bei der Tatperson. Ganz egal, ob das Opfer betrunken oder nüchtern ist.

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26.11.2021

Vergewaltigungsmythos #2

«Hast du ganz klar ‹Nein› gesagt?

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Nur «Ja» heisst «Ja»! Opfer von sexualisierter Gewalt tragen nie eine (Mit-) Schuld, dass es zum Übergriff kam. Die Verantwortung für die Tat liegt immer und allein bei der Tatperson. Aber, damit diese in der Schweiz wegen Vergewaltigung verurteilt wird, braucht es ein Nötigungselement wie z. B. körperliche Gewalt. Das Opfer muss ausserdem belegen können, dass es sich gewehrt hat. Auch deshalb ist die Reform des Sexualstrafrechts «Nur ja heisst ja!» so wichtig. Denn Sex braucht die Zustimmung aller Beteiligten.

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27.11.2021

Vergewaltigungsmythos #3

«Nachts solltest du nicht alleine unterwegs sein.»

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Bei sexuellen Übergriffen ist die Tatperson meist jemand aus dem Familien- oder Bekanntenkreis. Deshalb kann sexualisierte Gewalt zu jeder Uhrzeit und überall passieren. Oft ist sie vorher auch geplant. Opfer von sexualisierter Gewalt tragen nie eine (Mit-) Schuld, dass es zum Übergriff kam. Die Verantwortung für die Tat liegt immer und allein bei der Tatperson.

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28.11.2021

Vergewaltigungsmythos #4

«Warum hast du dich so sexy angezogen?»

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Noch immer gibt es den Trugschluss, dass Opfer von sexuellen Übergriffen eine (Mit-) Schuld haben, dass es zum Übergriff kam – etwa durch «aufreizende» Kleidung. Das führt zu einer Täter-Opfer-Umkehr. Aber bei einem sexuellen Übergriff liegt die Verantwortung nicht beim Opfer, sondern immer und allein bei der Tatperson. Welche Kleider das Opfer anhat, ist deshalb irrelevant.

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29.11.2021

Vergewaltigungsmythos #5

«Aber du hast dich danach voll normal verhalten.»

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Opfer von sexualisierter Gewalt vermeiden manchmal reflexartig alles, was sie an den Übergriff erinnert. Dieser wichtige Schutzmechanismus ist eine sinnvolle Reaktion auf ein abnormales Ereignis. Es kommt vor, dass sich betroffene Personen nach sexualisierter Gewalt völlig «normal» verhalten und z. B. auf einer Party weiterfeiern. Nur ganz wenige Opfer reden über den sexuellen Übergriff, die meisten schämen sich und haben Angst.

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30.11.2021

Vergewaltigungsmythos #6

Mach kein Drama, es ist ja gar nichts passiert.»

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Sexualisierte Gewalt umfasst alle unerwünschten sexuellen Handlungen, die einem Opfer aufgedrängt oder aufgezwungen werden. Wichtig ist: Opfer von sexualisierter Gewalt tragen nie eine (Mit-) Schuld, dass es zum Übergriff kam. Die Verantwortung für die Tat liegt immer und allein bei der Tatperson.

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01.12.2021

Vergewaltigungsmythos #7

«Das gehört doch zur Ehe dazu!»

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Sexualisierte Gewalt in der Ehe und in Beziehungen ist gemäss mehreren Studien weit verbreitet. Die Dunkelziffer ist gross. Auch in einer engen Zusammenlebensform ist es absolut in Ordnung, keine Lust auf Sex zu haben und «Nein» zu sagen. Und auch hier heisst nur «Ja» auch wirklich «Ja». Denn eine Vergewaltigung ist auch in Beziehungen ein Offizialdelikt und somit strafbar.

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02.12.2021

Vergewaltigungsmythos #8

«Die lügt doch.»

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Aussagen von Opfern reflexartig als Lüge abzutun, entlastet die Tatperson und lenkt vom eigentlichen Problem ab: der hohen Anzahl verübter Sexualdelikte. In der Schweiz werden laut polizeilicher Kriminalstatistik pro Tag rund zwei Frauen vergewaltigt. Erschreckend höher sind die Zahlen der Schweizer Opferberatungsstellen: 2020 führten sie über ein Dutzend Gespräche pro Tag allein wegen sexueller Nötigung oder Vergewaltigung.

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03.12.2021

Vergewaltigungsmythos #9

«Traue keinem fremden Mann.»

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In nur 33% der Fälle kennt das Opfer den Täter nicht oder weniger als 24 Stunden. Die meisten sexuellen Übergriffe passieren in der Familie oder durch Bekannte. Der Täter ist oft der Ehemann oder der Freund. Oder jemand anderes, den das Opfer gut kennt.

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04.12.2021

Vergewaltigungsmythos #10

«Warum hast du keine Anzeige gemacht?»

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Eine Umfrage von @gfs.bern im Auftrag von @amnesty_switzerland zeigt auf, dass nur 10% der Opfer sexuelle Übergriffe bei der Polizei melden. Nur gerade 8% machen eine Anzeige. Oft schämen sich die Betroffenen oder haben Angst, dass ihnen die Polizei und die Behörden nicht glauben oder sie im Strafverfahren keine Chance haben. Diese Hürde ist noch höher, wenn das Opfer die Tatperson kennt, was in der Mehrheit der Fälle zutrifft. Fakt ist: auch Fachpersonen können an Vergewaltigungsmythen glauben.

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05.12.2021

Vergewaltigungsmythos #11

«Du hast ihn provoziert.»

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Opfer von sexuellen Übergriffen tragen keine (Mit-) Schuld daran, dass es zu diesem Übergriff kam – etwa durch «provokatives Verhalten» wie «Signale aussenden». Das führt zu einer Täter-Opfer-Umkehr. Denn bei einem sexuellen Übergriff liegt die Verantwortung nicht beim Opfer, sondern immer und allein bei der Tatperson.

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06.12.2021

Vergewaltigungsmythos #12

«Das war nur ein Witz.»

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Sexualisierte Grenzverletzungen sind sehr individuell. Jedes Verhalten mit sexuellem Bezug, das von einer Seite unerwünscht ist und eine Person in ihrer Würde verletzt, fällt unter sexuelle Belästigung. Egal ob diese mit Worten, Gesten oder Taten passiert. Eine sexualisierte Grenzverletzung runterzuspielen, kann zur Folge haben, dass das Opfer das Erlebte anzweifelt. Das schützt die Tatperson und schwächt das Opfer. Und diese Umkehr von Verantwortung bei sexualisierter Gewalt ist der Kern des Problems.

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07.12.2021

Vergewaltigungsmythos #13

«Er ist doch so ein Netter.»

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Von aussen lässt sich fast nie erkennen, ob jemand eine Tatperson ist. Den bösen, fremden Mann gibt es in den seltensten Fällen. Auch weil die meisten sexualisierten Übergriffe im eigenen sozialen Umfeld stattfinden. Ein Täter kann sich als Strategie gegen aussen auch bewusst sympathisch geben, um seine Übergriffe zu vertuschen.

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08.12.2021

Vergewaltigungsmythos #14

«Warum hast du dich nicht gewehrt?»

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Unser Körper erstarrt, wenn seine Einschätzung einer Gefahr so gross ist, dass er sie weder durch Flucht noch Kampf bewältigen kann. Diese Entscheidung ist sehr individuell, erfolgt automatisch und blitzschnell. Ohne, dass die Opfer das bewusst entscheiden. Jemand, der erstarrt, kann sich auch nicht wehren.

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09.12.2021

Vergewaltigungsmythos #15

«Warum hast du ihn mit nach Hause genommen?»

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Ein «Ja» zum mit nach Hause kommen, bedeutet noch lange kein «Ja» zu sexuellen Handlungen. Opfer von sexuellen Übergriffen darf keine Schuld für einen Vertrauensvorschuss gegeben werden. Denn noch immer gibt es den Trugschluss, dass Opfer von sexuellen Übergriffen eine (Mit-) Schuld daran tragen, dass es zu diesem Übergriff kam – etwa dadurch, dass sie jemanden freiwillig mit nach Hause nehmen. Das führt zu einer Täter-Opfer-Umkehr. Bei einem sexuellen Übergriff liegt die Verantwortung nicht beim Opfer, sondern immer und allein bei der Tatperson.

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10.12.2021

Vergewaltigungsmythos #16

«Du widersprichst dir, das kann nicht stimmen.»

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Unmittelbar nach der Tat haben Opfer von sexuellen Übergriffen oft eingeschränkte oder lückenhafte Erinnerungen. Dies kann eine «normale» Reaktion auf ein abnormales, sehr bedrohliches Ereignis sein. Den genauen Tathergang können Betroffene manchmal erst einige Stunden, Tage oder Wochen später wiedergeben. Das Misstrauen Seitens Behörden oder dem Bekanntenkreis, kann dazu führen, dass das Opfer das Erlebte anzweifelt. Als Folge davon, wird die Tatperson im schlimmsten Fall nicht zur Rechenschaft gezogen, das Opfer erhält keine adäquate Hilfe und Vergewaltigungsmythen werden weiter befeuert.

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